Außenband Sprunggelenk

Sprunggelenk – Verletzung des Außenbandes

Die häufigste Verletzung am Sprunggelenk ist die Zerrung oder Ruptur des Außenbandapparates durch Umknicken (Supinationstrauma). Allgemein üblich ist heute ein konservatives Vorgehen ohne Operation:

  • sofortige Behandlung durch das PECH Schema
  • die ärztliche Abklärung am Unfalltag und nochmals etwa 4 Tage danach
  • die Stabiilsierung des Sprunggelenkes durch einen Tape Verband oder eine Orthese
  • die Durchführung eines Rehabilitationstrainings des Sprunggelenkes (siehe unten)

Das PECH Schema sollte unmittelbar nach der Verletzung Anwendung finden: Pause, Eis, Compression, Hochlagerung. Am wichtigsten ist der unmittelbare Abruch der sportlichen Aktivität.  Durch Schonung, Kühlung und Hochlagerung (auch in der Arbeit) wird das Auftreten einer starke Schwellung verhindert.

Was kann der Arzt tun?  Bestätigung, dass die Verletzungen den vorderen oder unteren Anteils des Außenbandes betrifft. Stabilisierung des Sprunggelenkes durch einen Verband. Evtl. Verordnung von Schmerzmittel. Das Ausmaß der Bandverletzung läßt sich bei einer weiteren Untersuchung nach etwa 4 Tagen sicherer beurteilen. Zu diesem Zeitpunkt läßt der abklingende lokale Schmerz die genauere Untersuchung zu.  Verordnung einer Orthese, die für 2 bis 8 Wochen ständig getragen wird. Die Orthese sollte auch den vorderen Anteil des Außenbandes stabilisieren.

Heilungsverlauf und Rehabilitation: Das Gewebe des Außenbandes heilt im Vergleich zu Muskelgewebe relativ langsam. Die Belastungssteigerung muss dem Verletzungsausmaß angepasst werden. Belastungsfreie Bewegung kann ab dem Tag nach dem Unfall erfolgen. Ab der 2. Woche kann mit aktiveren Übungen begonnen werden. Durch Verbesserung des Bewegungsgefühls (Propriozeptionstraining) werden erneute Verletzungen seltener. Wiederholte Verletzungen führen zu einer chronischen Instabilität des Sprunggelenkes. Bei anhaltendem Schmerz oder Schwellungen des Sprunggelenkes während der Rehabilitation sollte eine erneute ärztliche Untersuchung durchgeführt werden. Wenn sich Hinweise auf eine Verletzung des Knorpels des Sprunggelenkes bzw. der Bandverbindung zwischen Schien- und Wadenbein (Syndesmose) ergeben, ist eine erweiterte Diagnostik sinnvoll.

Nach 4 bis 8 Wochen ist die Bandverletzung normalerweise ausgeheilt. Besteht zu diesem Zeitpunkt noch eine Funktionseinschränkung sollte eine  erneute Untersuchung erfolgen.

Außenbandverletzung – Manuelle Behandlung nach Typaldos

Es gibt einen sehr interessanten Behandlungsansatz der akuten und chronischen Sprunggelenksverletzungen, die manuelle Therapie nach dem Fasziendistorsionsmodell nach Typaldos. Die Behandlung ist teils etwas schmerzhaft, schlimmere Nebenwirkungen gibt es aber nicht. Durch die sofortige Verbesserung der Symptomatik kann die Rehabilitationszeit in vielen Fällen deutlich verkürzt werden.

Nach Dr. Typaldos können sofort behandelt werden:

  • die Bewegungseinschränkung des Sprunggelenkes
  • die Triggerbänder der Peroneal- und Wadenmuskulatur
  • der überempfindliche Ursprung des Bandes
  • die Faltdistorsion des Kapselapparates des Sprunggelenkes

Dr. Typaldos war ein amerikansicher Osteopath. In Amerika gibt es ein dem Medizinstudium vergleichbares Osteopathiestudium. Die Absolventen arbeiten im Krankenhaus oder als Hausärzte. Dr. Typaldos war lange Jahre in der Notaufnahme tätig und entwickelte hier das Fasziendistorsionsmodell zur Behandlung akuter und chronischer Verletzungen des Bewegungsapparates.

Durch die Unterteilung der Weichteilschmerzen in verschiedene Faszienläsionen und die Berücksichtigung der Körpersprache des Patienten können sehr viel genauere Indikationen für eine bestimmte manuelle Therapiemaßnahme gestellt werden.

Außenbandverletzung – Rehabilitation

Rehabilitationsprogramm für Patienten mit Bandverletzungen des Sprunggelenkes

Der zeitliche Ablauf ist von der Verletzung, der individuellen Konstitution und der Sportart abhängig !  Jede Übung wird in der zeitlichen Dauer und Intensität allmählich gesteigert. Nach der Beübung kann eine Kühlung des Sprunggelenkes erfolgen. Der zeitliche Ablauf sollte mit dem Arzt oder dem Physiotherapeuten abgesprochen werden.

Bei allen Übungen wird auf die korrekte und stabilisierte Bewegungsausführung geachtet. Eine erneute Verletzung der Bandstrukturen sollte während der Rehabiliation auf jeden Fall vermieden werden. Orthesen ünterstützen die Stabilität und sollten während des Trainings getragen werden, soweit sie nicht die einzelne Übung behindern. Bei Auftreten von Schmerzen oder Schwellung Reduktion der Trainingsintensität und Überprüfen der korrekten Durchführung durch Patient, Physiotherapeut oder Arzt .

1. Woche

Beweglichkeit

  • Beugen und Strecken des Sprunggelenkes ohne Belastung und ohne wesentliche Schmerzauslösung. Häufigkeit dreimal am Tag 3×20 Wiederholungen.

Kraft und Ausdauer

  • Isometrische Muskelkontraktion in Beuge-, Streck- und Pronationsstellung. Es wird die endgradigen schmerzfreien Stellungen des Sprunggelenkes eingenommen und die Muskulatur für die Dauer von 10 Sekunden angespannt ohne das Gelenk zu bewegen. Es wird eine Kokontraktion durchgeführt. Sowohl Strecker als auch Beuger des Sprunggelenkes werden angespannt, so dass sich das Gelenk selber nicht bewegt. Danach wird für 5 Sekunden entspannt. Drei Wiederholungen in jeder Stellung.

Koordination

  • Rollen eines kleinen Balles unter dem Fuß hin und zurück, bzw. zur Seite, Aufkrempeln eines Handtuches mit den Zehen, Aufheben von Murmeln mit den Zehen.

2. bis 4. Woche

Kraft und Ausdauer

  • Radfahren (Reaktion auf Belastung abwarten, am Folgetag die Belastung weiter steigern)
  • Beugung, Streckung und Pronation gegen den Widerstand eines Gummibandes (wenn möglich mehrmals täglich)

Koordinationstraining. Die Übungen sollten sowohl barfuß als auch mit Sportschuhen durchgeführt werden. Im einfachsten Fall kann die Standfläche durch ein Handtuch oder eine Isomatte unsicherer gestaltet werden. Therapielkreisel haben unterschiedlich gestaltete Unterbauten. Auch hier sollte mit geringere Auslenkung begonnen werden.

  • Stehen auf einem Bein unter Anhalten
  • Stehen auf einem Bein ohne Anhalten
  • Stehen auf einem Bein bei Beugung und Streckung im Kniegelenk
  • Übungsdurchführung mit geschlossenen Augen
  • Intensivierung durch ein weiche Fußunterlage / ein Balancierbrett
  • Zehenstände bds.
  • Gehen/Laufen auf der Stelle
  • Gehen auf Zehenspitzen im Wechsel mit normalen Gehen
  • Gehen/Laufen auf der Stelle mit einer weichen Unterlage

Ab der 5. Woche

  • Zehenstände auf einem Bein
  • Ausfallschritt klein, zunehmend größer werdend
  • Treppensteigen auf einem Kasten vorwärts, rückwärts und zur Seite
  • Sprungübungen mit beiden Beine
  • Treppensteigen mit 2 Kasten im Abstand von 1 Meter (Ausdauer steigern)
  • Sprungübungen mit einem Bein

Dynamisches Stabilisationstraining auf einem Minitrampolin,

  • einbeiniges Stehen mit und ohne Schuhe
  • Auslenkung des Beines über Therabandzug zur Seite
  • Landetraing. Die Landung erfolgt bei leicht gebeugter Kniestellung.
  • Landung zuerst beidbeinig, dann einbeinig.
  • Landung zuerst bewußt, dann unter Ablenkung durch gleichzeitigem Zuwerfen eines Balles.

Ab der 6. Woche

  • Joggen
  • Zickzackläufe
  • wechselnde Geschwindigkeit und Drehungen

Ab der 8. Woche

  • Sportartenspezifisches Koordinations, Kraft- und Ausdauertraining.