Knie

Das Kniegelenk

Das Kniegelenk ist ein komplex aufgebautes Gelenk, welches die Last des Körpers trägt. Vorraussetzung für ein gesundes Knie sind Kraft, Beweglichkeit, Koordination und eine korrekte Beinachse.

Zu Schmerzen kommt es bei:

  • Veränderungen im Gelenk selber, die den Gelenkknorpel oder die Menisken betreffen
  • Veränderungen der Oberschenkelmuskulatur (Triggerpunkte oder Vernarbungen nach Muskelrissen)
  • Verletzungen oder Überlastungen der Bänder und der Sehnenansätze des Kniegelenkes und der Kniescheibe
  • Überlastungen oben genannter Strukturen aufgrund einer Koordinationsstörung und veränderten Beinachse

Der akute Gelenkerguss

Anlaß für eine Konsultation ist oft der akute schmerzhafte Gelenkerguß. Zum Gelenkerguss kommt es aufgrund eines Abriebs bei degenerativen Veränderungen des Gelenkknorpels oder der Meniski. Dieser Abrieb provoziert die Gelenkinnenhaut vermehrt Gelenkflüssigkeit herzustellen. Der erhöht Kapseldruck schränkt die Beweglichkeit schmerzhaft ein.

Der gesunde Gelenkknorpel hat eine glatte federnde Oberfläche. Der kranke Knorpel zeigt eine aufgeraute Oberfläche, seine Dicke ist vermindert, Defekte sind durch weniger belastungsfähigen Ersatzknorpel ersetzt. Bei akuten Schmerz reagiert oft auch der Knochen unter dem Knorpel mit und zeigt im MRT ein kleines Knochenödem.

Die Meniski sind c-förmige Scheiben, die die verschieden gekrümmten Oberflächen des Ober- und Unterschenkels während der Beugung und Drehung des Kniegelenkes ausgleichen. Auffaserungen der Lippe der Meniski können einklemmen und über einen Zug an der Gelenkkapsel Schmerz auslösen. Die Basis des betroffenen Meniskusbereiches ist oft geschwollen und kann in der Bewegung nicht mehr ausweichen. DIes trägt ganz wesentlich zu den Schmerzen bei.

Wann operieren?

Ist ein stärkeresTrauma des Kniegelenkes vorangegangen sind weitere mögliche Ursachen differentialdiagnostisch zu beachten.

Intraartikuläre Injektionen bei Gelenkerguß

Im Falle eines Kniegelenkergusses kann die schnellste Hilfe über eine Injektion in das Kniegelenk erfolgen.  Hierbei wird bei der ersten Injektion meist ein Cortikosteroid verwendet, um die Produktion des Reizergusses zu vermindern. Bei den weiteren Injektionen ist die dreimalige Anwendung von Hyaluronsäure sinnvoll. Durch diese visköse Flüssigkeit wird die Rauhigkeit der Oberflächen abgemildert, das Gleitverhalten verbessert und die Synovielamembran weiter beruhigt. Die Funktion des Kniegelenkes kann sich wieder normalisieren.

Akupunktur bei Kniegelenksarthrose

Akupunktur kann bei Kniegelenksarthrose eine deutliche Schmerzlinderung und Funktionsverbesserung bewirken, die über mindestens 6 Monate anhaltend ist. Die klassischen Akupunkturpunkte werden aufgrund der Schmerzverteilung zu den Meridianen und ihrer Bedeutung in der Behandlung der inneren und äußeren Faktoren ausgewählt. Bei der Betrachtung der Lage dieser Akupunkturpunkte erkennen wir, dass sie Muskeln und Bänder berühren, die für die Stabilität des Kniegelenkes verantwortlich sind.

Der Punkt Milz Pankreas 10 liegt im Muskelbauch des inneren Kniestreckers, der funktionell entscheidend für die Kniescheibenführung ist. Die Kniescheibe liegt dem vorderem Kniegelenk auf. Ihre Führung in der Beugebewegung wird durch koordinierte Muskelfunktion gesichert.

Eine häufige Lokalisation der Schmerzen ist auch die Innenseite des Kniegelenkes etwas unterhalb des Kniegelenkspaltes. Hier liegt der Akupunkturpunkt Leber 8. Unter ihm setzen die Muskeln an, die das Knie gegen eine X Bein Stellung schützen. Wird Leber 8 bewusst zum Schienbeinplateau hin genadelt kann direkt der schmerzende Sehnenansatz des Pes anserinus beeinflusst werden. Auch hier hat die Schmerzlinderung zur Folge, dass die Beinachse besser stabilisiert werden kann. Weitere Verletzungen des Gelenkes werden dadurch vermieden.

Die Behandlung myofaszialer Triggerpunkte in der Oberschenkelmuskulatur

Die Lage der Akupunkturpunkte ist festgelegt. Schmerzübertragenden Stellen können aber überall in der Muskulatur des Kniegelenkes verborgen sein. Es sollte direkt nach diesen Triggerpunkten gesucht werden, da sie der Grund für anhaltende Schmerzen und Funktionsstörung der Kniegelenksbewegung sein können. Bild 2 zeigt einen dieser Triggerpunkt im geraden Kniemuskel, dessen Schmerz aber weit entfernt in der Region um die Kniescheibe empfunden wird. Ein häufig betroffener Muskel bei Läufern ist auch der Vastus lateralis der ebenfalls in Bild 2 mit seinen Triggerpunkten abgebildet ist.

Im Bereich der Muskulatur erfolgt die Behandlung bei sehr empfindlichen Stellen über neuromuskuläre Osteopathie. Bei Sportlern mit einer stärkeren Oberschenkelmuskulatur bietet sich die radiale Stoßwelle zur Therapie an. Durch die Stoßwelle kann der in das Knie übertragene Schmerz reproduziert werden. Diese Punkte werden dann behandelt. Durch die schnelle Impulsfolge der radialen Stoßwellentherapie können auch große Muskeln, wie die Kniestrecker, effektiv behandelt werden.

Veränderung der Sehnenansätze im Bereich der Kniescheibe

Die bekannteste Erkrankung der Kniesehnen ist das „jumper`s knee“, eine Veränderung der Sehne zwischen Kniescheibe und Schienbein. Diese Erkrankung tritt insbesondere bei Sprung- und Sprintsportarten auf. Die fokussierte Stoßwellentherapie ist eine gute Möglichkeit zur Behandlung.

Auch bei den anderen Erkrankungen des Kniegelenkes ist die Führung der Kniescheibe von großer Bedeutung.  Die Kniescheibe liegt in einer flachen Rinne des Oberschenkelknochens. Sie führt relativ große Bewegungen durch währenddessen sie durch Bänder und Muskeln stabilisiert wird. Ein Teil dieses Bandapparates ist in Bild 3 zu sehen.

Um die Kniescheibe herum liegen traditionelle Akupunkturpunkte, die bei jeder Behandlung miteinbezogen werden. Mit der fokussierten Stoßwelle ist darüber hinaus eine Suche im gesamten Bandapparat der Kniescheibe möglich. Hierbei entdeckt man oft sehr umschriebene überempfindliche Areale, die eine hemmende Wirkung auf die kniescheibenführende Muskulatur haben. Die Behandlung kann unmittelbar über die fokussierte Stoßwelle erfolgen.

Bewegungsübungen bei Kniegelenkserkrankungen

Akute Beschwerden

  1. Im akutem Fall zur Schmerzreduktion Kältekompressen mehrmals täglich für 15min anwenden. Quarkwickel können auch länger aufliegen.
  2. Vorsichtige Bewegungsübung in Rückenlage bei gestreckten Beinen: Den Fuß zur Nase ziehen, gleichzeitig das Kniegelenk etwa 20-30° beugen ohne die Ferse von der Unterlage abzunehmen, 5 Sekunden halten, nachlassen, 20 Wiederholungen.

Geringe Belastung

  1. Sitzend auf einem hohen Stuhl: Ein Buch zwischen die Füße nehmen, die Beine strecken, 5 Sekunden halten, in die Ausgangsposition zurückkehren.
    Sitzend auf einem hohen Stuhl mit Hilfe eines Gummibandes. Ein Bein gegen den Widerstand des Gummibandes strecken. Hierbei den Fuß abwechselnd nach innen, nach vorne und nach außen rotieren. Den Widerstand nicht zu stark wählen.
  2. Aktive Dehnung der Hüftstrecker in Rückenlage. Ein Bein im Oberschenkel um 90° Beugen und mit den Händen stabilisieren. Jetzt das Kniegelenk strecken und 5 Sekunden halten. Etwas nachlassen und wiederholen. Verstärkt wird die Übung wenn gleichzeitig mit dem Strecken des Kniegelenkes der Fuß zur Nase gezogen wird. Das andere Bein sollte flach auf der Liege liegen oder bei Kreuzschmerzen leicht im Kniebereich unterlagert werden.

Belastungssteigerung

  1. Übung im Stehen. Beidseitige Kniebeuge  bis etwa 30°-40°. Beim nachfolgenden Strecken die Kniegelenke nicht nach hinten durchdrücken. Auf eine gerade Beinachse achten. Das Becken wird durch in die Taille gestützte Hände stabilisiert. Beide Kniescheiben und Füße zeigen nach vorne, die Füße stehen etwas mehr als hüftbreit auseinander. Die Fußgewölbe sind aufgerichtet.
  2. Einbeinige Kniebeuge bis 30-40°. Durchführung wie oben, aber zuerst mit einer Hand anhalten, dann ohne Anhalten sauber durchführen, dann evtl. mit geschlossenen Augen durchführen (Hilfsperson zum Schutz vor dem Umfallen hinzunehmen bei den ersten Versuchen), zuletzt falls möglich bei der entsprechenden Kniegelenkserkrankung, eine instabile Unterlage (dickes Kissen, Wackelbrett) nehmen. Einen Ball gleichzeitig hochwerfen. Den Ball während der Übung zu einem Partner hin und herwerfen.

Übergang zu sportartenspezifischen Training

  1. Ausfallschritt nach vorne: Die Beine stehen hüftbreit mit gerader Beinachse (Kniescheibe und Füße ziehen nach vorne). Jetzt wird ein Ausfallschritt (Länge zunehmend) durchgeführt. Das ausgestellte Bein federt die Bewegung mit einer Kniebeugung bis zu 90° ab. Zurücknehmen des Beines, Wiederholung. Auch hier auf die Beckenstabilisation und die gerade Beinachse beim Abfangen der Schrittbewegung achten.
  2. Ausfallschritt sternförmig in verschiedene Richtungen
    Die Bewegung geht nicht nur in gerader Achse nach vorne, sondern 30, 60 oder 90 Grad zur Seite.
    Die Bewegung wird mit Widerstand gegen ein Thera- oder Deuserband durchgeführt oder durch Zug über ein Theraband abgelenkt.
    Der Ausfallschritt wird auf einen unsicheren Untergrund ausgeführt.