Triggerpunkte und -bänder des Nackens
Beschwerden durch schmerzende Triggerbänder und Triggerpunkte der Schulter-Nackenmuskulatur sind sehr häufig. Die Behandlung von Triggern bildet einen Schwerpunkt meiner Praxistätigkeit.
Blick auf die Tregleralm von Bad Feilnbach aus – Januar 2015
Triggerband vorne rechts
Triggerpunkte werden über ein Abtasten des Muskels auf verhärtete Stränge gefunden. In diesen Strängen, „taut bands“, finden sich besonders empfindliche Stellen. Diese Stellen sind schlecht mit Sauerstoff versorgt und zeigen einen sauren pH. Verschiedene Schmerz- und Entzündung verursachende Botenstoffe des Körpers können hier in hoher Konzentration gemessen werden. Diese Stoffe führen zu der in der manuellen Untersuchung tastbaren kleinen Schwellung.
Durch die Sensibilisierung von Nervenfasern iim Bereich der Triggerpunkten können bleibende Veränderungen ausgelöst werden, da der Körper versucht die sensibilisierten Triggerpunkte durch eine Veränderung der Muskelaktivierung und je nach Disposition durch eine bindegewebige Umbauung zu schützen.
Mit der Zeit wird der Muskel „steifer“ und das Zusammenspiel mit den anderen an der Bewegung beteiligten Muskeln verändert sich. Es kommt zu kleinen Verletzungen der Ansatzstellen des Muskels am Schulterblatt und an den Wirbelkörpern der Halswirbelsäule und oberen Brustwirbelsäule. Bestehen die Funktions- und Haltungsveränderungen über längere Zeit, wird auch den muskelgeführten und- beschützen Gelenken der Halswirbelsäule ein Schaden zugefügt.
Das erste Triggerband des Nackens verbindet die Schulter seitlich zum Hinterhaupt. Bei Schmerzen schränkt es die Drehbewegung des Kopfes und die Armhebung ein.
Etwas vor dem ersten Triggerband befindet sich der obere Triggerpunkt des Kaputzenmuskels über dem Muskelbauch des Schulterblatthebers, der oft als sehr schmerzhafter „hernierter“ Triggerpunkt vorliegt.
Das zweite Triggerband beginnt zwischen die Schulterblätter und verläuft von dort bis zum Hinterhaupt. Es schränkt die Beuge- und Streckbewegung des Kopfes und der oberen Brustwirbelsäule ein.
Etwas seitlich des zweite Triggerbandes befindet sich der unterer Triggerpunkt des Kaputzenmuskels, welcher insbesondere bei chronischen Beschwerden sehr hartnäckig sein kann. Dieser Triggerpunkt ist meist in sehr derben bindegewebigen Strängen tastbar und dadurch vor Versuchen der eigenständigen Dehnung geschützt.
Vorteile des Triggerband-Konzeptes für die Behandlung. Es ist eine umfassende, aber auch eine sehr vorsichtige Behandlungsmethode, da es immer eine Rückkopplung zwischen Patient und Therapeut gibt.
Das Konzept des Triggerbandes vereint mehrere Muskeln, Faszienschläuche und Myotome zu einer Einheit. Das erste Triggerband folgt anatomisch dem Verlauf des oberen Trapezius, es schließt aber gleichzeitig den für die Rotation wichtigen Schulterblattheber und die für die Seitneigung wichtigen Scalenii mit ein. Die neurale Versorgung umfasst dabei mehrere Nerven der Halswirbelsäule.
In der streichenden Bewegung der Behandlung werden auch die Ursprünge des Bandes am Schulterblatt, die Insertationen des Muskels an den Querfortsätzen der Halswirbelsäule und der Ansatz am Hinterhaupt auf Veränderung geprüft und behandelt.
Die Behandlung der Triggerbänder und -punkte verbessert Bewegungen. Dadurch werden erneute Verletzungen unwahrscheinlicher. An der Halswirbelsäule sind von den Verletzungen insbesondere die kleinen Wirbelgelenke betroffen, die eine gleitende Bewegung vollführen sollen. Rein mechanisch gesehen kommt es bei unterschiedlichen Spannung der gelenkumgreifenden Muskulatur zu einer Verkantung der Gelenke mit einer Schädigung der Gelenkflächen durch den punktuell erhöhten Druck.
Im Experiment zeigen sich diffizielere Veränderungen. Bei Bewegungen werden Muskeln in einer bestimmten Reihenfolge aktiviert werden, um die Gelenke zu stabilisieren bevor die eigentliche Bewegung beginnt. Diese sich im Millisekundenbereich abspielende Muskelaktivierungsfolge wird durch Triggerpunkte nachweißlich verändert und durch eine Behandlung dem „Normalen“ wieder angepasst.
Warum kann man den Triggerpunkt ertasten? Um die muskulären Kontraktionsknoten des Triggerpunktes kann eine „entzündliche Suppe“, bestehend aus verschiedenen Botenstoffen nachgewiesen werden. Diese aktivieren Schmerzendigungen und sorgen für ein lokales Ödem, welches tastbar ist. Interessanterweise wird auch immer eine Unterversorgung mit Sauerstoff und eine lokale Übersäuerung des Gewebes nachgewiesen. Durch die Behandlung kann die lokale Situation verbessert werden. Dadurch wird auch die allgemeine Hypersensibilität abgebaut.
Wie erfolgt die Therapie? Die Therapie erfolgt meist über manuelle Drucktechniken. Eine gute Möglichkeit größere Areale, dickere Muskeln oder eine allgemeine Hypersensibilität zu behandeln bieten sowohl Akupunktur als auch Stoßwellen. Bestimmte Infiltrationstechniken können insbesondere bei begleitenden Muskelansatz- oder Gelenksreizungen sinnvoll sein.
Die Veränderung nach einer „ausreichend starken“ Therapie kann unmittelbar durch eine jetzt schmerzfreier Bewegung festgestellt werden.
Alternativ kommt es im Verlauf einer Behandlungsserie (6 bis 8 Termine) zu einer Besserung, wenn die Belastungsfähigkeit des Gewebes gesteigert wird. Schmerzfreie Intervalle werden länger, Schmerzperioden kürzer. Beide Behandlungsverläufe sind für Arzt und Patient sehr erfreulich.
In 10 bis 20 % der Fälle, häufig mit seit vielen Jahren bestehenden Beschwerden, ist erst ein Überwinden der chronischen Schmerznervenaktivierung notwendig, bevor die notwendige Behandlungsintensität bei Therapie und Bewegung erreicht werden kann.
Auch in solchen Fällen bietet sich eine ambulante Behandlung an, da hierdurch das Gewebe, bei einer oder zwei Behandlungen in der Woche, ausreichend Zeit hat sich zu regenerieren. Eine stationäre Therapie tut sich hier viel schwerer, da täglich mehrstündige Anwendungen erfolgen und die Gefahr eines Überschreitens der Toleranz bei sehr eingeschränkter Belastbarkeit sehr viel höher ist. Deswegen ist auch der Gebrauch von Medikamenten bei stationären Therapien erfahrungsgemäß höher. Medikamente dürfen aber auch in der ambulanten Therapie, oft niedriger dosiert, um im Alltag nicht zu stören, Anwendung finden.
Wichtige Muskel- und Bandansätze im Nackenbereich
Die Bedeutung der Ansatzreizung am inneren oberen Schulterblattes hat durch die Arbeit mit und am Computer deutlich zugenommen. Bei dieser Tätigkeit sind nur noch kleinste Bewegungen notwendig bei einer andauernden Anspannung der schulterblattstabilisierenden Muskulatur, die zwischen Arm und Wirbelsäule vermittelt. Es kommt wahrscheinlich über Durchblutungsstörungen zu degenerativen Umformungen der Ansatzstrukturen. Auch andere „statische“ Tätigkeiten begünstigen diese Veränderungen. Besonders betroffen ist der M. infraspinatus am Schulterblatt, der den Arm leicht auswärtsrotiert hält.
Klinisch sind die Bursen (Schleimbeutel) im Bereich der Muskel und Bandansätze verdickt. Die am Schulterblatt übereinanderliegenden Muskeln sind durch Gleitschichten getrennt, da sie unterschiedlichen Bewegungen folgen müssen. Entzünden sich die Gleitschichten im Bereich des Ansatzes der Muskeln sind die Bursen als schmerzhafte unter der Gleitbewegung des Fingers springende Strukturen tastbar. Die Verdickung und die akut äußerst schmerzhaften Flüssigkeitseinlagerungen sind oft so ausgeprägt, dass sie sonografisch dargestellt werden können.
Weiter Lokalisationen: Gereizte Ansätze sind auch häufig am Hinterhaupt und an den großen Dornfortsätzen des cervikothorakalen Überganges . Je nach Lokalisation führen sie auch zu Kopfschmerzen, Bewegungseinschränkungen des Nackens oder in den Arm ausstrahlende Schmerzen.