Kreuzschmerzen

Das Kreuz bildet die Verbindung aus Lendenwirbelsäule, Becken und Hüfte. Es überträgt Bewegung, es puffert und speichert Kräfte und es macht uns durch die Kombination der Eigenschaften aus Lendenwirbelsäule, Becken und Hüftgelenken sehr beweglich. Es gibt stützende Elemente, wie die Knochen, führende Elemente, wie Bänder und Muskeln und übergreifende fasziendurchwebte Strukturen, die erst in bestimmten Bewegungen durch die dadurch verursachte Anspannung Kräfte übertragen sollen.

Isle of Dogs, London

Die Lendenwirbelsäule gewinnt die Beweglichkeit aus vielen kleinen Segmenten, die über die Bandscheibe und paarigen kleinen Wirbelgelenke unmittelbar verbunden sind. Dabei summiert sich deren Beweglichkeit. Gleichzeitig müssen die Kräfte verteilt bleiben und dürfen sich nicht auf ein einzelnes kleines Gelenk konzentrieren, welches damit schnell überfordert wäre.

Im Gegensatz dazu stehen die Hüftgelenke, die durch ihre Größe und die massige Muskulatur für große Kräfte geschaffen sind. Im Heben und Springen zeigt sich ihre Fähigkeit.

Dazwischen liegt das Becken mit seinen zwei großen Hälften, die durch den untersten Teil der Wirbelsäule, das Kreuzbein und viele Band und Faszienstrukturen eine Verbindung erfahren. Das Becken zeigt nur eine kleine Beweglichkeit, diese aber bei jeden einzelnen Schritt. Die elastisch-feste Verwringung des Beckens kann biomechanisch als Form-Kraftschluss betrachtet werden, wobei die Kraft des Beines zusätzlich im Becken die Seite wechseln muss, also eine spiralige Kraftübertragung erfolgen soll.

Die Geschicklichkeit des Rückens, die Verknüpfung der Bewegungslinien über das Becken und  die Kraft der Hüftgelenke ermöglichen uns normalerweise ein schmerzfreies und sportliches Dasein.

Isle of Dogs, London

Degenerative oder verletzungsbedingte Veränderungen einzelner Strukturen und aber auch deren Nichtgebrauch führen zu einer Einschränkung der möglichen Bewegungsmuster. Wenn jetzt ein Schmerz auftritt sind wir oftmals in dem schmerzhaften Bewegungsmuster gefangen. Eine Behandlung besteht also in der Lokalisation der schmerzhaften Strukturen und in dem Versuch leicht alternative Bewegungsmuster zu finden.

Beim Kreuzschmerz gibt es vier differenzierbare schmerzauslösende Strukturen:

  • die Bandscheibe und die Wirbelkörper
  • die Wirbelgelenke der Lendenwirbelsäule
  • die Muskelansätze der Rücken- und Gesäßmuskulatur
  • die zum Oberschenkel ziehende Muskulatur der Wirbelsäule und des Beckens.

Diese Strukturen

  • arbeiten bei der Stabilisierung und Bewegung der Wirbelsäule zusammen
  • können durch langandauernde Tätigkeiten steif werden oder in eine ungünstige Position gleiten
  • verletzen sich möglicherweise durch ein kurzzeitiges Überschreiten des normalen Bewegungsausmaßes.

Behandlungskonzepte ergeben sich auch aus der zeitlichen Dauer des Rückenschmerzes. Es gibt den akuten Rückenschmerz, der nach 2 Tagen relativer Schonung und evtl. Einnahme eines Schmerzmittels, von allein verschwindet.

Es gibt den über Wochen und Monate anhaltenden Rückenschmerz. Etwa 80% meiner Patienten leiden unter dieser Form, die noch gut zu behandeln ist:
1) Behandlung der gereizten Strukturen um Bereich der Muskelansätze und Gelenke der Wirbelsäule
2) Behandlung der myofaszialen Veränderungen der Rücken und Beckenmuskulatur
3) anfangs vorsichtigen Bewegungstherapie.

 

Es gib den chronisch seit Jahren bestehenden Rückenschmerz. Dieser zeichnet sich durch eine neutrale Überempfindlichkeit degenerative Veränderter Gelenke, überlasteter Bandstrukturen, einer dekonditionierter Muskulatur oder Bindegewebe versiegelter Triggerpunkte aus. Hier ist große Geduld gefragt. Behandeln läßt sich dieser Rückenschmerz nur durch eine langsame Belastungssteigerung, bzw die Erschaffung neuer Eindrücke und Emfpindungen für die Nerven in einem längerem Prozess.

Neben der anatomischen und zeitlichen Zuordnung ist die Unterscheidung in unspezifische und spezifische Rückenschmerzen wichtig. Die meisten Formen des Rückenschmerzes werden als unspezifisch bezeichnet, da eine Vielzahl von Strukturen beteiligt ist.In eher seltenen Fällen sind es spezifische strukturelle oder systemische Erkrankungen der Grund für Rückenschmerzen: Große Bandscheibenvorfälle, Tumor, Osteoporose, entzündlich-rheumatische Erkrankungen. Hier ist eine spezifische Behandlung der Ursache möglich und notwendig.

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Ziel der Behandlung ist es die Möglichkeiten zwischen kraftvoller Stabilisation des Rückens, dem kontrollierten Gleiten und der schmerzfreien Entspannung wieder zu erfahren.